Was ist Huforthopädie

Der Begriff Huforthopädie wurde 1993 durch Jochen Biernat (DIfHO) und Dr. Konstanze Rasch (DHG) geprägt. Er bezeichnet eine ganzheitlich orientierte Form der Hufbearbeitung, bei der die gesunde Funktion und Anatomie des Hufes im Zentrum steht – ebenso wie seine Wirkung auf den gesamten Bewegungsapparat des Pferdes.

Im Gegensatz zu klassischen Methoden wie dem Ausschneiden oder Beschlagen, zielt die Huforthopädie nicht auf eine rein funktionelle oder sportlich orientierte Formgebung ab. Stattdessen geht es darum, die natürliche Form des Hufes wiederherzustellen und zu erhalten – und das möglichst schonend, nachhaltig und barhuf. Dabei wird in der Regel mit zwei zentralen Prinzipien gearbeitet: Abriebsteuerung und Bodengegendruck. Die Veränderungen am Huf erfolgen nicht abrupt durch einseitiges Kürzen, sondern durch sanfte, gezielte Reize, die bei jedem Schritt des Pferdes wirken. So wird das Horn dort, wo es zu viel ist, durch die Bewegung nach und nach abgebaut – und an anderen Stellen erhalten. Diese Methode ist besonders gelenk- und sehnenfreundlich und unterstützt eine langfristige Umstellung des Bewegungsapparates.

Ein zentrales Ziel ist die Erhaltung des funktionellen Tragrands, denn dieser ist – wie der Name schon sagt – dafür gemacht, das Pferd zu tragen. Ein flächiges Abraspeln, wie es in anderen Bearbeitungsansätzen oft üblich ist, wird vermieden. Wissenschaftlich ist belegt, dass das Laufen auf der nicht dafür vorgesehenen Hufsohle zu Schäden führen kann – insbesondere, weil die Sohle anatomisch in der Hufkapsel „aufgehängt“ ist und keine tragende Funktion übernehmen sollte. Eine falsche Belastung kann hier langfristig irreparable Schäden im Bereich des Hufbeins verursachen.

Die Huforthopädie versteht den Huf nie als isoliertes Element. Fehlstellungen, Spannungen oder ungleichmäßige Abnutzung wirken sich immer auf den gesamten Körper aus – und umgekehrt. Deshalb wird jedes Pferd individuell betrachtet, in seinem Bewegungsverhalten, seiner Nutzung, Haltung und Konstitution. Ziel ist nicht nur ein optisch „schöner“ Huf, sondern ein funktionell gesunder, leistungsfähiger und schmerzfreier Huf, der die Grundlage für ein ausbalanciertes, kraftvolles und freudiges Bewegungsbild bildet.

Für mich ist die Huforthopädie nicht nur Handwerk, sondern ein zentraler Beitrag zur ganzheitlichen Pferdegesundheit – im Zusammenspiel mit Bewegung, Ausbildung, Fütterung und Körperarbeit.